Hier ein Abschnitt über Andreas Gurskys Serie "Bangkok" und „Ocean“ und danach einige Beispiele aus meinem Fotoprojekt "Images in Water" woran ich seit 2003 kontinuierlich arbeite und das ich in 2007 zum ersten Mal ausgestellt habe:
„Auch„Bangkok“, die neueste, 2011 entstandene Fotoserie von Andreas Gursky, glänzt. Was „Bangkok“, neun große Hochformate, je gut drei auf gut zwei Meter, mit Bangkok zu tun hat, erschließt sich optisch nicht, denn Bangkok wird auf„Bangkok“ nicht erkennbar. Kein Palast und kein Buddha, nur Wasser, und das uferlos, mit Lichtstreifen oder Lichtmosaiken, die der dunkle, unruhige Grund zurückwirft, mal als gezackte, gleißende Vertikale, deren grauer Schatten und orangefarbener Reflex parallel laufen, mal als amorphe, scheinbar fliegende Flecken. Der Grund ist schwarzweiß, dazwischen wimmeln kleine bunte, dunkelgelbe, türkis- und rosafarbene Punkte und Einsprengsel.
Von der Stadt ist nichts zu sehen, nur der Fluss Chao Phraya, der sich finster und schwerfällig durch sie wälzt und sie, so suggeriert der Titel „Bangkok“,ganz in sich aufgenommen hat. Wie andere Flüsse in anderen Megacitys führt er Unrat mit sich: Abfall und Astwerk, einen Autoreifen, eine Plastikflasche und ein Präservativ, Zeitungs- und auch Blütenblätter - Zivilisationsmüll, aber nicht als Mahlstrom, sondern in einzelnen Schnipseln. Schwarz ist das Wasser, aber fließt es wirklich? Es könnte auch Lava oder Teer, Öl oder Schlick sein. Abwasser. Sauber sieht anders aus.
Der Fluss reflektiert, quecksilbrig und unruhig. Die Oberfläche täuscht, ein Verblendungszusammenhang. Ist es die Sonne oder ein Scheinwerfer, der den Fluss anstrahlt? Was die Stadt nicht mehr braucht und ausstößt, wird vom Chao Phraya aufgenommen, mitgeschoben. „Alles im Fluss“ erhält einen doppelten Sinn. Hauptverkehrsader und ökologische Katastrophe, selbst glänzend und die Kehrseite des Glanzes.
Der Fluss ist, wie ihn diese Fotos darstellen, auch schön - und das ganz vordergründig und banal: Wie Lampions liegen und wippen die Lichter auf dem Wasser. Gursky hat die Fotos am Computer bearbeitet, nachgeschönt? Ihre Schönheit schärft ihren Schrecken. Nie war Gurskys Kunst der abstrakten Malerei- Mark Rothko, Barnett Newman, Clyfford Still, Ellsworth Kelly, auch Cy Twombly und Gerhard Richter - so nah.
Die „Bangkok“-Serie folgt den sechs „Ocean“-Bildern, die Gursky 2010 an die Grenzen des Darstellbaren führten: Mehr Welt, und das in quantitativem Sinn, als in diesen digital behandelten Satellitenbildern lässt sich auf einer Fotografie nicht erfassen. Auf einem von ihnen ragen Madagaskar, die Spitze der indischen Halbinsel, Sumatra und Westaustralien wie Fragmente in den riesigen, in vielen Tiefen blau ruhenden Ozean.“
Wer Andreas Gurskys Kunst begegnen will, muss sich ins Museum begeben. Im Katalog sind - nicht nur - die „Bangkok“-Fotos nicht groß genug, um ihren Charakter als Suchbilder ausspielen zu können und etwa die dümpelnden Abfallstücke erkennen zu lassen. Der Fotograf, der mit Aufnahmen von Jackson-Pollock-Bildern oder Ausschnitten aus Gemälden eines John Constable oder Vincent van Gogh die Malerei en detail reproduziert, verweigert sich der Reproduzierbarkeit:
Auch das ist ein Versuch Gurskys, der seine Bildfindungen digital „ausarbeitet und präzisiert“, sich von der klassischen Fotografie zu lösen und der Malerei anzunähern - als hätte sie sich nicht längst von ihr emanzipiert und es immer noch nötig, die Konkurrenz mit ihr aufzunehmen und ihren eigenen Kunstcharakter unter Beweis zu stellen."
Ich arbeite bereits seit 16 Jahren´auf diese Weise. Damals habe ich mein erstes großes Fotoprojekt "Bilder in Bäumen" / "Images in Trees" vorgestellt.
Hier folgen einige Videos von meiner Ausstellung „Alles im Fluss“ aus 2008: